Hüftprothese
Information zum Hüftgelenksersatz
Der Ersatz eines Hüftgelenkes ist an unserer Spezialabteilung ein Routineeingriff, der knapp eine Stunde dauert. Wir haben eine jahrzehntelange Erfahrung mit tausenden von Hüftoperationen und tauschen diese Erfahrungen auch ständig mit anderen führenden Spezialisten aus. Somit wird bei uns der Hüftgelenksersatz nach dem neuesten Stand der Endoprothetik durchgeführt. Die Operation wird bei uns prinzipiell in einem sog. Reinraum-Operationssaal durchgeführt.
Weiterhin sind wir als offizielles Prothesenzentrum der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie zertifiziert – eine Auszeichnung, die für hohe Qualitätsstandards zeugt.
Wir verwenden hochwertige Titanprothesen mit sehr guten Langzeitergebnissen. Diese können durch eine spezielle Operationstechnik mit geringem Knochenverlust ohne Knochen-zement in der Regel so stabil verankert werden, daß eine sofortige Belastung möglich ist. Dabei wird bei Bedarf auch der eigene anfallende Knochen wieder eingepflanzt. Die Nachteile des Knochenzementes entfallen, es wird so wenig wie möglich bestes körperver¬trägliches Fremdmaterial verwendet. Allergische Reaktionen sind nicht zu befürchten.
Der von uns verwendete zementfreie Prothesenschaft Typ Corail ist weltweit einer der meistverwendeten Prothesenschäfte mit hervorragenden Langzeitergebnissen. Es wird so wenig wie möglich Knochen geopfert, ein Teil des Schenkelhalses wird als Abstützung mitverwendet. Die Krafteinleitung erfolgt entsprechend den Erkenntnissen der modernen Endoprothetik im oberen Anteil des Oberschenkelschaftes. Durch die Beschichtung ist auch ein besonders gutes Einwachsen des Knochens gewährleistet. Dieser Prothesenschaft wird seit ca. 30 Jahren mit einer ausgefeilten Operationstechnik eingesetzt und hat hervorragende Ergebnisse bei zwischenzeitlich mehr als 1 Million Implantationen. Er zeigt überragende Standzeiten von 97 % nach 15 Jahren.
Standardmäßig werden künstliche sphärische Hüftpfannen aus Titan mit Spezialoberfläche eingesetzt. Diese können bei geeigneten Knochenverhältnissen durch eine präzise Operationstechnik ebenfalls so stabil eingesetzt werden, dass eine sofortige Belastung möglich ist. Bei schwierigen Knochenverhältnissen können natürlich Spezialpfannen eingesetzt werden, welche dann ebenfalls in der Regel belastungsstabil verankert werden können.
Die Operation wird unter blutsparenden Maßnahmen durchgeführt: Durch eine sehr sorgfältige Operationstechnik mit minimalem Blutverlust und dem Wiederzuführen des abgesaugten Blutes bei der Operation (Cellsaver). Eine Eigenblutspende ist nicht notwendig.
- Die Gleitfläche zwischen Prothesenschaft und Pfanne (Prothesenkopf/Pfanneneinsatz) besteht aus einer speziellen Keramik (Biolox Delta, Fa. Ceramtec, Plochingen). Bei dieser Keramik-Keramik Gelenkbildung ist der Abrieb der Prothesenkomponenten minimal und im Gegensatz zur Verwendung von Polyäthylen- Pfanneneinsätzen zu vernachlässigen. Je nach Größe des Kopfes und des Pfanneneinsatzes beträgt der Abrieb unter 1/1000 mm pro Jahr. Man kann heute von einer Haltbarkeit dieser Gleitpaarung von 25 - 30 Jahren ausgehen, so dass mit einem Prothesenwechsel wegen Verschleiß erst nach diesem Zeitraum gerechnet werden muß, falls dieser überhaupt erforderlich werden sollte. Kunststoffeinsätze sind nur in speziellen Fällen nötig. Die Qualität und Haltbarkeit hat sich in den letzten Jahren auch hier kontinuierlich verbessert.
- Metall-Metall Gleitflächen werden bei uns nicht verwendet, weil der Metallabrieb zu einer Belastung des Körpers mit Metallionen wie Nickel, Chrom, Molybdän und Vanadium führt, mit der Gefahr irreversibler Nierenschädigungen und nach neuesten Erkenntnissen weiterer toxischer Reaktionen. Außerdem muss man die Ausbildung einer Metallallergie (Nickelallergie) befürchten. Weiterhin führen metallische Abriebpartikel ebenso wie andere Abriebpartikel frühzeitig zu Prothesenlockerungen.
- Kappenprothesen aus Metall mit Metallpfannen werden bei uns nicht implantiert, zum einen wegen der oben angegebenen Nachteile des Metallabriebs, mit der Gefahr von Nierenschädigungen und Allergisierungen, zum anderen wegen einer relativ hohen Kom-plikationsrate. Außerdem besteht die Gefahr einer Durchblutungsstörung im Bereich des Schenkelhalses, wie dies schon lange als häufige Komplikation der „Wagner Kappen-prothesen“ aus den Siebzigerjahren bekannt ist. Darüber liegen noch keine ausreichenden Langzeitergebnisse vor.
Die Sofortbelastung nach Implantation der zementfreien Hüfttotalendoprothese hat große Vorteile - wie Verminderung des Thrombose-Risikos, Verhinderung von Muskel- und Knochenschwund, frühzeitiges Herz-Kreislauf-Training, frühe Gehfähigkeit, schnelle Reha-bilitation. Zur Thrombose-Prophylaxe wird leitliniengerecht für 4 Wochen eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten durchgeführt.
Das operierte Bein kann bereits am Operationstag bis zur Schmerzgrenze bewegt werden. Spätestens am ersten Tag nach der Operation steht man vor dem Bett und kann die ersten Gehversuche mit den Gehstützen unternehmen. Dies wird in den ersten Tagen gelegentlich noch durch geringe Wundschmerzen begrenzt, welche aber dann bald abklingen. Bei Implantation der Hüftprothese wird bei geeigneten Weichteilverhältnissen ein seitlicher weichteilschonender Zugang, welcher bei uns seit Jahren erprobt ist, verwendet, um möglichst Gewebe und Muskel schonend operieren zu können ohne dabei auf eine präzise Implantation verzichten zu müssen.
Ein vorderer sog. minimalinvasiver Zugang wird bei uns nicht verwendet, weil dabei die Komplikationsrate auch bei geübten Operateuren vergleichsweise hoch ist.
Während der ganzen stationären Behandlung wird durch die Abteilung Physikalische Therapie ein spezielles standardisiertes Trainingsprogramm durchgeführt mit zunehmender Vergrößerung der Gehstrecke, Gehschulung, Kräftigung der Bein- und Rückenmuskulatur, Bewegungsübungen im Bad, gezielter Krankengymnastik, sowie Gehübungen an der Treppe.
Die Krankengymnastik wird auf den einzelnen Patienten abgestimmt, wobei Alter, Vorer-krankungen, Konstitution und Muskelverhältnisse berücksichtigt werden.
Die Patientin/der Patient mit dem künstlichen Hüftgelenk verlässt dann im Allgemeinen die Klinik gehfähig nach etwa 8 - 10 Tagen und benützt in den nächsten Wochen noch Gehstöcke bis zur Verbesserung des Gangbildes. In der Regel wird eine etwa 3-wöchige Anschlussheilbehandlung in einer Reha-Klinik angeschlossen. Bei jüngeren, sportlichen Patienten ist auch eine ambulante Reha-Behandlung möglich. Die Operation wird in einem Prothesenpass dokumentiert.
Zur Vermeidung von Gelenkverkalkungen führen wir eine medikamentöse Behandlung mit einem Antiphlogistikum für 3 - 4 Wochen durch. Ist dieses Medikament nicht verträglich, wird bei hohem Risiko eine einmalige Strahlenbehandlung unmittelbar vor der Operation durch-geführt.
Bei voll eingeheiltem künstlichem Hüftgelenk kann dann auch wieder der gewohnte Sport aufgenommen werden. Welche Sportarten konkret wieder ausgeübt werden können hängt vom Alter, der Konstitution, der Ausdauer, der Muskulatur und von anderen Faktoren ab. Wir beraten Sie in dieser Frage sehr gerne.
Leichte Sportarten wie Wandern oder Radfahren sind auf jeden Fall zu empfehlen, weil sie die Gelenke beweglich halten, die Muskulatur wird gekräftigt und der Kreislauf trainiert.
Prinzipiell können wieder alle Sportarten ausgeübt werden, die man vorher gut beherrscht hat und die man sich wieder zutraut. Sportarten mit Sprung- und Spurtbelastungen (z.B. Fußball oder Squash) sind eher ungünstig. Um eine möglichst optimale Sportfähigkeit zu erzielen, bedarf es viel Physiotherapie, eigene Beübung zum Muskelaufbau, Balancetraining und Geh- und Laufanalysen. Insbesondere in der Frühphase kann ein Heimtrainier effektiv zum Muskelaufbau beitragen. Das Tragen von schweren Lasten sollte möglichst vermieden werden.
Bei Auftreten von fieberhaften Infekten suchen Sie auf jeden Fall Ihren Arzt auf. Er wird Ihnen ggf. ein Antibiotikum verschreiben, um eine Infektion der Knieendoprothese durch im Blut kreisende Erreger zu verhindern. Auch bei kleineren Operationen, wie z. B. beim Zahnarzt, sollten sie immer erwähnen, dass sie eine Prothese tragen.
Regelmäßige Kontrollen mit Röntgenaufnahmen sind erforderlich, um sich über den Zustand des künstlichen Kniegelenkes zu informieren. Künstliche Gelenke halten aktuell im Schnitt ca. 15 bis 20 Jahre, wobei sich die Haltbarkeit durch neue Materialien und OP-Techniken kontinuierlich verlängert.
Nähere Informationen können wir gerne nach Durchsicht Ihrer Befunde in einem persönlichen Gespräch erörtern.