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Schneller, stärker und zuverlässiger

Kardiologie-Chefarzt Professor Dr. Andreas May vom Klinikum Memmingen (im Bild im Herzkatheterlabor) hatte führende Experten aus Süddeutschland zum Herz-Kreislauf-Symposium in die Memminger Stadthalle geladen. Foto: Koch

Defibrillatoren, die wie eine Weste vom Patienten getragen werden können; Mini-Herzschrittmacher, die gegenüber einer Euro-Münze zierlich wirken; Gefäßstents, die sich im Körper des Kranken wieder auflösen – Über Innovationen in der Herzmedizin diskutierten führende Experten aus Süddeutschland beim Herz-Kreislauf-Symposium in der Memminger Stadthalle, zu dem Kardiologie-Chefarzt Professor May vom Klinikum Memmingen geladen hatte.

Wenn Blutgefäße verengt sind, kann das Blut nicht mehr richtig fließen. Thrombosen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle können die Folge sein. Sogenannte Stents, also winzige, röhrenförmige Gebilde, können verengte Blutgefäße wieder aufdehnen. Allerdings bestehen die gängigen Stents aus Metall, bleiben langfristig im Körper und können als Fremdkörper Blutgerinnsel auslösen.

Neue Stents aus Milchsäure, die innerhalb von zwei Jahren vollständig abgebaut werden, stellte beim Symposium vor rund 100 Medizinern Professor Dr. Jochen Wöhrle vor, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin II am Universitätsklinikum Ulm. Diese erste Generation bioresorbierbarer und auch teurer Stents werde schon in vielen Kliniken – unter anderem am Klinikum Memmingen – eingesetzt. Allerdings stünden noch Langzeitdaten aus. Weitere Modelle dieser neuen Technologie aus Magnesium würden ab Mitte des Jahres verfügbar sein.

Nach einer Stentimplantation werden die Patienten einige Zeit medikamentös weiterbehandelt, um das Risiko eines Infarktes oder eines anderen schweren Ereignisses am Herzen weiter zu senken. Neue Medikamente, die „schneller, stärker und zuverlässiger wirken“ als beispielsweise herkömmliche Mittel mit dem Wirkstoff Aspirin, stellte der Ärztliche Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Klinikum der Universität München, Professor Dr. Steffen Massberg, vor. „Diese Medikamente sollten unsere erste Wahl sein bei Patienten, die einen Stent erhalten haben.“

Bei jungen Patienten, die unter anfallsartigem Vorhofflimmern leiden, bei denen man aber eine lange medikamentöse Therapie vermeiden will, könne eine sogenannte Ablation die Therapie der Wahl sein. Dabei wird das Gewebe, das falsche elektrische Impulse im Herzen weiterleitet und dadurch das Vorhofflimmern auslöst, gezielt mit Radiofrequenzstrom oder Kälte verödet und so ausgeschaltet, wie Dr. Georg von Bodmann vom Augustinum in München erklärte, der auch am Klinikum Memmingen Patienten mit dieser Therapie behandelt: „Wir können die Symptome reduzieren und die Lebensqualität verbessern.“

Ist ein Patient gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, kann er durch eine sogenannte LifeVest vorübergehend geschützt werden, wie Professor Dr. Claus Schmitt, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik IV am Städtischen Klinikum Karlsruhe, beschrieb. Das ist ein Defibrillator, der wie eine Weste vom Erkrankten getragen wird. Die LifeVest überwacht das Herz des Patienten kontinuierlich und gibt einen Behandlungsschock ab, wenn ein lebensbedrohlicher Herzrhythmus erkannt wird. Soll ein Patient dauerhaft behandelt werden, stehen laut Schmitt neueste Gerätetechnologien wie Mini-Herzschrittmacher oder kleinste Defibrillatoren zur Verfügung, die für den Patienten noch besser verträglich sind als die herkömmlichen.  

Soll die Herzrhythmusstörung medikamentös behandelt werden, können neue Mittel, nämlich sogenannte orale Antikoagulantien, kurz NOAKs, erprobte Medikamente wie Marcumar ersetzen, schilderte Professor Dr. Meinrad Gawaz, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik III am Universitätsklinikum Tübingen. Denn NOAK-Patienten müssten nicht so engmaschig überwacht werden, wie Patienten, die auf Marcumar eingestellt sind.

Leidet der Patient an stark verengten oder sogar komplett verschlossenen Herzkranzgefäßen, können diese durch einen Bypass überbrückt werden, um so eine ausreichende Blutversorgung des Herzens wiederherzustellen.

„38.000 Bypass-Operationen wurden in Deutschland im Jahr 2015 durchgeführt“, zählte Herzchirurg Privatdozent Dr. Gerd Juchem auf. Der Leiter der Herzklinik am Augustinum der Universität München führt mit dem Memminger Kardiologie-Chefarzt und Organisator des Symposiums, Professor Dr. Andreas May, regelmäßig Konferenzen am Klinikum Memmingen durch, um schwerkranke Memminger Herzpatienten am Krankenbett gemeinsam zu beraten und die bestmögliche Therapie zu diskutieren. Juchem empfiehlt für einen Bypass vornehmlich Arterien der linken Brustwand. Denn von diesen seien auch nach zehn Jahren noch 90 Prozent offen, während sich andere Venen oder Arterien nach diesem Zeitraum zu 50 Prozent verschließen würden.

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