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Das Ethikkomitee am Klinikum Memmingen traf sich mit dem Vorsitzenden der Islamischen Gemeinde Memmingen, Sebahattin Kasimfirtina (Zweiter von links). Rechts davon: Der Vorsitzende des Ethikkomitees Dr. Norbert Scheffold, die stellvertretende Stationsleiterin Bettina Ölberger und Pathologie-Chefarzt Dr. Walter Hofmann. Foto: Pressestelle Klinikum Memmingen
Der ethisch richtige Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Patienten muslimischen Glaubens ist derzeit Thema in einer Arbeitsgruppe des noch jungen Ethikkomitees am Klinikum Memmingen, das sich um ethische Probleme im Klinikalltag kümmert. Dabei trafen sich die Komitee-Mitglieder mit einem Vertreter der Islamischen Gemeinde Memmingen.
Wie möchte ein muslimischer Patient im Sterbeprozess begleitet werden? Wie sieht der ethisch richtige Umgang mit Verstorbenen muslimischen Glaubens aus? Welche Konflikte gibt es im Klinikalltag mit den trauernden Angehörigen von schwerstkranken oder sterbenden Muslimen? Um diese Themen kreiste jetzt ein zweistündiges Treffen im Klinikum Memmingen mit dem Vorstandsvorsitzenden der Islamischen Gemeinde Memmingen, Sebahattin Kasimfirtina.
„Bei evangelischen oder katholischen Sterbenskranken wissen wir, welchen Seelsorger wir rufen können. Leider fehlen uns die Kontaktdaten von muslimischen Geistlichen“, schilderte die stellvertretende Stationsleiterin der Station EG1, Bettina Ölberger, ein allgemeines Problem auf den Stationen.
Konflikte entstünden zum Teil auch, weil sich während des Sterbeprozesses eines muslimischen Patienten sehr viele Angehörige sehr lange bei dem Kranken im Zimmer aufhalten würden: „Ich möchte die Menschen nicht zurückstoßen, aber zum Teil sind einfach zu viele Besucher in einem Zimmer, um Pflegetätigkeiten angemessen ausführen zu können und die Bettnachbarn nicht zu stören“, beschrieb die Gesundheits- und Krankenpflegerin Bettina Ölberger und fügte an: „Ich befürchte auch, dass es einem Patienten, der starke Schmerzen hat, mit so vielen Besuchern zu viel werden könnte.“
Sebahattin Kasimfirtina von der Islamischen Gemeinde erklärte das hohe Besucheraufkommen mit der muslimischen Tradition: „Bei uns ist es Brauch, dass sehr viele Angehörige den Kranken im Sterbeprozess begleiten.“ Wichtig sei es für beide Seiten – den Sterbenden und seine Angehörigen – sich am Sterbebett noch einmal zu sehen und auszusprechen: „Das Vergeben vor dem Tod ist in unserer Religion ein sehr hohes Gut.“
Um dennoch die Besucherzahl im Patientenzimmer zu reduzieren, machte Ethikkomitee-Mitglied und Pathologie-Chefarzt Dr. Walter Hofmann den Vorschlag, den Besucherkreis auf zwei bis drei Personen zu beschränken und auch ein zeitliches Limit vorzugeben: „Damit jeder die Chance hat, sich vom Sterbenden zu verabschieden.“ So könne auch der Stationsbetrieb weiter aufrechterhalten werden.
Ist ein Patient muslimischen Glaubens verstorben, gehört es zur Bestattungskultur im Islam, dass der Tote schnellstmöglich gewaschen wird. Hierfür stünden in der Memminger Moschee geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung, wie Sebahattin Kasimfirtina betonte. Die Pathologie des Klinikums als nicht optimale Örtlichkeit für eine rituelle Waschung sollte nur als Notlösung genutzt werden, ergänzte Chefarzt Hofmann. Mittlerweile können Verstorbene laut Hofmann auch ohne Standesamtsurkunde innerhalb der Stadt befördert werden, so dass eine zeitnahe Überführung in die Memminger Moschee möglich sei und die Waschung dort zügig stattfinden könne.
Um einem muslimischen Patienten bei Wunsch nach einer seelsorgerischen Begleitung weiterhelfen zu können, sollen die Kontaktdaten der muslimischen Geistlichen jetzt auf jeder Station und an der Pforte ausgelegt werden: „Damit die Pflegenden wissen, wen sie bei Bedarf oder Wunsch verständigen können“, so der Vorsitzende des Ethikkomitees am Klinikum Memmingen, Oberarzt Dr. Norbert Scheffold.
Desweiteren plant das Ethikkomitee, Abschiedszimmer am Klinikum einzurichten, die von Patienten und Angehörigen aller Religionen gleichermaßen genutzt werden können: „Abseits von der Hektik des Klinikalltags wollen wir Sterbenden ein würdevolles Umfeld im Kreise ihrer Angehörigen ermöglichen“, so der Vorsitzende des Komitees.
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