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Rund 70.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Darmkrebs. Allerdings wäre ein Großteil aller Erkrankungen vermeidbar, wenn die Menschen zur Vorsorge gingen, betonte der Leiter des Zertifizierten Darmkrebszentrums am Klinikum Memmingen, Professor Dr. Dr. h.c. Carsten N. Gutt, der jetzt mit Kollegen über die Vorbeugung, Früherkennung und Therapie dieser Erkrankung sprach.
Der Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern und Frauen. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit kontinuierlich, daran zu erkranken.
„Einer von 23 Bürgern bekommt im Lauf seines Lebens Darmkrebs. Dabei wäre eine Erkrankung grundsätzlich vermeidbar“, unterstrich Internist Dr. Bernhard Rieder, der beim Informationsabend am Klinikum Memmingen vor rund 100 Interessierten über die Vorsorge und Früherkennung von Darmkrebs sprach.
„Durch körperliche Aktivität lässt sich das Erkrankungsrisiko um bis zu 25 Prozent minimieren“, betonte Oberarzt Rieder. Rauchen dagegen erhöht laut Studien das Erkrankungsrisiko um bis zu 50 Prozent. Auch rotes und verarbeitetes Fleisch wurde von der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend eingestuft:
„Der wöchentliche Verzehr sollte deswegen 300 bis 500 Gramm nicht übersteigen“, so der Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen. Allerdings konsumiere der Durchschnittsbürger pro Woche mehr als das Vierfache.
Frühe Vorstufen von Krebs – der meist durch entartete Polypen im Darm entsteht – lassen sich bei einer Darmspiegelung diagnostizieren und entfernen.
„Die Spiegelung wird ab dem 50. Lebensjahr empfohlen“, schilderte Rieder, der selbst eigenen Angaben zufolge alle fünf Jahre zur Vorsorge geht.
Durch die Darmspiegelung lasse sich das Erkrankungsrisiko um 80 bis 90 Prozent reduzieren – je nachdem, an welcher Stelle der Tumor sitzt. Denn im linksseitigen Bereich des Darmes sei er leichter zu erkennen als auf der rechten Seite.
Nicht nur Polypen im Darm, sondern auch ganz frühe Stadien von Krebsgeschwüren können laut Chirurgin Dr. Walburga Rauner bei einer Spiegelung entfernt werden. Allerdings sei der Tumor in den meisten Fällen schon weiter vorangeschritten. Dann helfe nur noch eine Operation – möglicherweise in Verbindung mit einer Chemotherapie und Strahlentherapie.
„Während einer OP entfernen wir nicht nur den Tumor selbst, sondern auch einen Teil des Darmes mit entsprechendem Sicherheitsabstand und das dazugehörige Lymphabflussgebiet. Denn hier gelegene Lymphknoten könnten ebenfalls befallen sein“, informierte Oberärztin Rauner die interessierten Besuchern, die so zahlreich ins Klinikum Memmingen gekommen waren, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten.
„Sitzt der Tumor in der Nähe des Schließmuskels, kann es vorkommen, dass wir einen künstlichen Darmausgang anlegen müssen“, beschrieb Rauner. Allerdings könne dieses sogenannte Stoma nach Ausheilung des Darmes zum Teil wieder zurückgelegt werden.
Besondere Risiken einer Operation sind laut der Chirurgin Wundheilungsstörungen oder eine undichte Darm-Naht, aber auch Inkontinenz oder Störungen der Sexualfunktion.
„Eine Operation im Bauchraum ist diffizil“, unterstrich die Chirurgin. Deswegen sei es wichtig, dass sich die Betroffenen in einem zertifizierten Zentrum behandeln lassen: „Denn hier haben die Ärzte am meisten Erfahrung und arbeiten mit Spezialisten anderer Fachabteilungen zusammen.“
Das Darmkrebszentrum am Klinikum Memmingen wurde im Jahr 2008 als erstes Zentrum in ganz Schwaben zertifiziert. 80 bis 90 Darmkrebsoperationen werden laut Chefarzt Professor Dr. Dr. h.c. Carsten N. Gutt von der Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie jährlich in Memmingen durchgeführt.
„Selbst ein spätes Krebsstadium mit Metastasen in Leber und Lunge ist noch kein Todesurteil“, unterstrich Gutt. „Solche Patienten haben wir hier am Darmkrebszentrum schon geheilt.“
Allerdings lässt sich dann eine Chemotherapie nicht mehr vermeiden, wie der Onkologe (Facharzt für Krebserkrankungen) Dr. Thomas Luttenberger erklärte, der über die medikamentöse Therapie bei Darmkrebs referierte. „Es wird auch in Zukunft kein medikamentöses Wundermittel geben, das Tumorpatienten heilt“, so Luttenberger. Allerdings werde an neuen Diagnostika gearbeitet, die vorhersagen können, welche Chemotherapie für welchen Patienten die Richtige ist. „Denn Krebs ist nicht gleich Krebs und jeder Mensch spricht anders auf eine Behandlung an.“