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Professor May erklärt das Ergebnis einer Herzkatheteruntersuchung. Foto: Ralph Koch
Eine App für das Smartphone, mit der man Herzrhythmusstörungen erkennen kann – Über solche und weitere Innovationen in der Herzmedizin diskutierten führende Experten aus Süddeutschland beim Herz-Kreislauf-Symposium in der Memminger Stadthalle, zu dem Kardiologie-Chefarzt Professor May vom Klinikum Memmingen geladen hatte.
In Deutschland sind mehr als 1,8 Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen. Bei etwa der Hälfte der Patienten läuft die Erkrankung unbemerkt und ohne erkennbare Symptome ab. Mit einer Smartphone-App können jetzt gefährliche Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern erkannt werden, erklärte Professor Dr. Michael Block von der Münchener Klinik Augustinum. Denn Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Dieses Risiko lasse sich mit der Diagnose-App reduzieren.
„Diese App wird kommen“, prophezeite Block für den Klinikalltag. Dabei werde die Herzkurve zu Hause aufgezeichnet und mit der Smartphone-App auch gleich auswertet. Die Aufzeichnung und Auswertung könne dann per Mail an die behandelnde Klinik gesendet werden. Für Patienten in den USA sei das mittlerweile schon Realität.
Mini-Herzschrittmacher ohne Sonden
Schlägt das Herz zu langsam oder unregelmäßig, helfen Herzschrittmacher als künstliche Taktgeber. Herkömmliche Systeme bestehen aus einem sogenannten Impulsgenerator und zwei Stimulationselektroden. Jetzt gibt es Mini-Herzschrittmacher oder Mini-Defibrillatoren, die neben einer Euro-Münze zierlich wirken und noch dazu ohne Sonden auskommen, wie Professor Dr. Christof Kolb vom Deutschen Herzzentrum an der Technischen Universität München vorstellte. Diese neuen Geräte ohne Sonden werden beispielsweise bei Patienten implantiert, deren Elektrode beim Vorgängergerät wegen Fehlfunktion Probleme machte - beispielsweise, weil eine Sonde gebrochen war oder aus anderem Grund ihre Funktion eingestellt hatte. Auch können die Sonden laut Kolb ein Infektionsrisiko darstellen. Sie könnten also bei Patienten mit Unverträglichkeiten Vorteile bringen. Denn bei sondenlosen Schrittmachern sei natürlich das Fremdkörpermaterial geringer.
Die Größe dieser neuen kardialen Taktgeber entspreche nur noch rund einem Zehntel der Größe herkömmlicher Schrittmacher, vergleichbar etwa mit kleinen Tintenpatronen in Füllfederhaltern. Über eine Punktion der Leistenvene könnten diese sondenlosen Mini-Geräte per lenkbarem Katheter direkt in das Herz vorgeschoben und dort befestigt werden. Die kleinen Geräte werden mit einem Schraubgewinde oder mit winzigen Titanärmchen verankert.
Allerdings fehlen noch Langzeiterfahrungen mit diesen neuen Geräten. „Wir haben bisher wenig Erfahrung mit Explantationsmöglichkeiten bei Fehlfunktion oder Batterieerschöpfung“, so Kolb.
Neue Herzklappe für Risikopatienten
Neuerungen in der Therapie von Herzklappen bei Patienten mit Erkrankungen der Aortenklappe oder der Mitralklappe stellte Professor Dr. Axel Bauer vom Klinikum der Universität München vor. Hätten Patienten beispielsweise aufgrund erhöhten Alters oder zusätzlicher Erkrankungen ein hohes Operationsrisiko, kämen Therapien in Betracht, die mit einem Katheter durchgeführt würden – ohne Operation. Diese hätten sich in den letzten Jahren zunehmend etabliert und könnten mit niedriger Komplikationsrate durchgeführt werden.
Bei einer Verengung der Aortenklappe beispielsweise komme die minimal-invasive Implantation einer Herzklappe in Betracht. Diese könne per Katheter über die Beinarterie ohne Narkose durchgeführt werden.
Bei Patienten mit einer Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralinsuffizienz) könne alternativ zu einer Operation die Implantation eines Clips erfolgen, der zu einer deutlich besseren Funktion der Herzklappe beitrage. Dies komme bei Patienten mit stark eingeschränkter Funktion des Herzens und schwerer Herzschwäche in Betracht. Die Implantation eines solchen Clips erfolge von der rechten Leistenvene aus. In der Regel könne der Patient schon nach wenigen Tagen wieder entlassen werden. „Professor May vom Klinikum Memmingen ist Experte auf diesem Gebiet“, lobte Bauer dabei den Memminger Chefarzt.
Professor Dr. Klaus Parhofer vom Klinikum Großhadern der Universität München stellte neueste Therapieempfehlungen zur Behandlung von Diabetes und eines zu hohen Cholesterinspiegels bei Herzpatienten vor. Aktuelle Daten zeigen, dass „eine Senkung des LDL-Cholesterins (in der Laiensprache als „schlechtes Cholesterin“ bekannt) weit unter die bisher geltenden Richtwerte die Prognose der Patienten noch erheblich bessern kann“, so Parhofer. Hierfür, wie auch für Patienten mit erhöhtem Blutzucker (Diabetes mellitus) stehen relativ neue, effektive Medikamente zur Verfügung, die eine zunehmend individualisierte Behandlungsstrategie für den jeweiligen Patienten ermöglichen.
Außerdem präsentierten erfahrene Fach- und Oberärzte des Klinikum Memmingen aktuelle klinische Fallbeispiele, die intensiv mit dem Fachpublikum diskutiert wurden.
Kontakt:
Medizinische Klinik I
Prof. Dr. Andreas May
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