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Gefahr eines Aneurysmas bannen

Gefäßchirurgen implantieren mittels neuartigen Verfahrens Stent-Prothese in Kniekehle

Gefäßchirurg Stefan Schlechter (links) überprüft per Ultraschall die Stent-Prothese in der Kniekehle von Otto van der Pütten. Foto: Eva Maria Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen


Ein Aneurysma ist tückisch. Meist spürt man es nicht. Es kann aber eine lebensbedrohliche Blutung oder einen Gefäßverschluss auslösen. Die Gefäßchirurgen des Klinikums Memmingen bieten eine äußerst effektive und schonende Methode an, um Aneurysmen – speziell an der Kniekehle – dauerhaft zu versorgen und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, schnellstmöglich auszuschalten.

Unter Aneurysma versteht man die ballonartige Aussackung eines Blutgefäßes. Aneurysmen entstehen an Schwachstellen in der Gefäßwand und können überall im Körper vorkommen – am häufigsten aber an der Hauptschlagader im Bauch- und Brustraum (Aorta), im Gehirn oder der Kniekehle.
„Die Blutgefäße in der Kniekehle werden durch unsere täglichen Beinbewegungen besonders beansprucht“, erklärt Gefäßchirurg Stefan Schlechter von der Klinik für Allgemein-, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Klinikum Memmingen (Chefarzt Prof. Dr. Dr. h.c. Carsten N. Gutt).
„Leider bleiben Aneurysmen meist unbemerkt und stellen dadurch eine große Gefahr dar“, betont Schlechter. Denn hat das Kniekehlen-Aneurysma einen Durchmesser von mehr als zwei Zentimetern, kann sich dort ein gefährliches Blutgerinnsel (Thrombus) bilden.
„In der Folge wird der Unterschenkel nicht mehr ausreichend durchblutet. Die Wade schmerzt, es tauchen Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheits- und Kältegefühle auf.“
So war es auch bei Otto van der Pütten. Der 71-jährige Memminger spürte plötzlich starke Schmerzen im linken Bein. Zum Glück suchte er gleich die Notfallklinik im Klinikum Memmingen auf.
„Ich bin in dieser Hinsicht sensibilisiert und zögere nicht lange. Denn ich hatte vor Jahren einen Herzinfarkt und kenne mein persönliches Risiko für Gefäßerkrankungen.“
Sofort führten die Gefäßchirurgen eine sogenannte Thrombolyse durch, das ist eine medizinische Therapie, um das Gerinnsel aufzulösen und so das verschlossene Blutgefäß wieder zu öffnen.
„Denn wird ein Thrombus oder auch nur ein Teil davon vom Blutstrom mitgerissen und in die Unterschenkelarterien gespült, kann er dort die Gefäße verstopfen, was unbehandelt nicht selten zum Beinverlust führt“, warnt Gefäßchirurg Schlechter.
Sofort im Anschluss an diese sogenannte Lyse-Therapie bestellten die Gefäßchirurgen per Eilverfahren bei einer Spezialfirma eine passgenaue Stent-Prothese.
„Sie traf bereits am Folgetag ein und wurde auch schon eine Stunde später zusammen mit den Kollegen der Radiologie in unserer sogenannten Angio-Suite implantiert.“
Die Angio-Suite ist ein moderner Operationssaal, in dem komplexe Gefäßerkrankungen minimal-invasiv, also über kleine Operationsschnitte, behandelt werden.
„Wir nutzen dazu bildgebende Verfahren wie Röntgen und Angiographie, durch die wir die Gefäße im Körper sichtbar machen können“, erklärt Schlechter. Über einen Katheter wird dann die Stent-Prothese in das Gefäß eingeführt und bis an die Stelle des Aneurysmas vorgeschoben. Dann wird das Drahtgeflecht, das mit Kunststoff ummantelt ist, durch seine Eigenelastizität zur Entfaltung gebracht und mithilfe eines Ballons an die Gefäßwand anmodelliert. Das Blut strömt dann ausschließlich durch den Stent.
„Diese minimal-invasiven Eingriffe sind für den Patienten natürlich viel weniger belastend und können meist in örtlicher Betäubung durchgeführt werden“, betont Schlechter.
Noch vor nicht allzu langer Zeit musste für solch eine Aneurysma-Behandlung ein großer Beinschnitt vorgenommen und eine Gefäßprothese in die Arterie eingenäht werden: „Diese mehrere Stunden dauernde Operation unter Vollnarkose war natürlich für den Patienten viel belastender.“
Die neuartigen Prothesen sind zudem mit Heparin beschichtet, einem gerinnungshemmenden Mittel, das die Bildung von erneuten Thromben (Blutgerinnseln) im Gefäß verhindert.
„Schon zwei Tage nach dem Eingriff ging ich beschwerdefrei nach Hause“, erzählt Patient Otto van der Pütten zufrieden.
Die neuen Prothesen können laut Schlechter auch an anderen Stellen gute Dienste leisten: „Beispielsweise haben wir damit bei einem Dialysepatienten einen eingerissenen Dialyseshunt gerettet.“ Ein Shunt ist eine chirurgisch angelegte Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene, um die Blutwäschetherapie (Dialyse) bei Nierenkranken durchführen zu können. „Die Shunt-Vene war an mehreren Stellen eingeengt und an einer Stelle sogar aufgerissen. Durch die Stent-Prothese konnten wir die Engstellen wieder öffnen und den Defekt abdichten.“ Dies war erstmalig so am Klinikum Memmingen durchgeführt worden.


Aneurysma:
Aneurysmen können angeboren sein oder erst im Laufe des Lebens entstehen. Hauptursache für die Entstehung von Aneurysmen ist eine Verkalkung der Gefäße, die durch Risikofaktoren wie Nikotin, Bluthochdruck oder einer Fettstoffwechselstörung entsteht. Auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen. Die Erkrankung ist häufig. Man geht davon aus, dass bei fünf Prozent der Männer über 65 Jahren eine Erweiterung der Aorta vorliegt.

 

Das untere Bild zeigt eine flexible Stent-Prothese nach der Implantation in die Kniekehle. Bild: W. L. Gore & Associates

Stent-Prothese in Kniekehle

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