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Hausärztliche Hilfe in Notfällen außerhalb der Sprechstundenzeiten.
Derzeit treffen viele Erkältungsviren bei Kindern auf ein geschwächtes Immunsystem. Foto: Koch/Klinikum Memmingen
Weil aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen eineinhalb Jahren das Immunsystem vieler Kinder durch strenge Hygienemaßnahmen kaum trainiert wurde, treffen nun altbekannte Erkältungsviren der kalten Jahreszeit, wie beispielsweise das RS-Virus (Respiratorisches Synzytial-Virus), bei Kindern auf ein geschwächtes Immunsystem. „Die Flut an Patienten ist kaum noch zu beherrschen“, sagt Kinderklinik-Chefarzt Prof. Frommhold.
„Zahlreiche Eltern stellen gerade fest, dass ihre Kinder viel häufiger und auch schwerer krank sind als früher“, schildert der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Memmingen, Prof. Dr. David Frommhold. In diesem Fall meint der Mediziner nicht eine Erkrankung durch Covid-19, sondern durch verschiedene andere Atemwegsviren.
„Dass jetzt nach diesen langen Lockdown-Phasen eine solch gewaltige Infektwelle durchs Land rollt und die Kinderkliniken wahrlich überrollt, war so nicht vorhersehbar“, erklärt Frommhold. Laut dem Chefarzt ist die Flut an Patienten kaum noch zu beherrschen.
„Die Stationen sind voll oder überbelegt und in der Notaufnahme sind so viele Patienten, dass sich die Wartezeiten immens verlängern“, erklärt der Chefarzt. Erschwerend hinzu komme der landesweite Pflegemangel mit den daraus resultierenden Bettensperrungen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Dennoch müssen wir es in einem Land der Hochleistungsmedizin gemeinsam mit den Kollegen in den Praxen schaffen, unsere kleinsten Patienten gut und sicher medizinisch zu versorgen“, betont Frommhold und fügt hinzu: „Und dabei können uns die Eltern helfen!“
Ganz wichtig sei eine schnelle Entlastung der Kindernotaufnahmen durch Beruhigung besorgter Eltern und sinnvolle Regulierung von Patientenströmen.
„Ich kann sehr gut verstehen, dass sich Eltern gerade in der jetzigen Zeit Sorgen um Ihr krankes Kind machen, aber es gehört eben zur normalen Entwicklung des Immunsystems dazu, dass es sich mit verschiedenen Krankheitserregern auseinandersetzt.“ Dabei könnten Eltern zu Hause schon viel zur Heilung beitragen: „Wenn Ihr Kind Infektionszeichen wie Fieber, Husten, Schnupfen oder Durchfall zeigt, so ist das in den meisten Fällen kein Notfall.“ Sehr oft würden dagegen einfache häusliche Maßnahmen, wie zum Beispiel fiebersenkende Mittel, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Ruhephasen helfen.
„Brauchen die Eltern ärztlichen Rat, sollte gerade in der aktuellen Zeit mit Ruhe der richtige Arzt zur richtigen Zeit aufgesucht werden“, so Frommhold. „Primär steht dafür der kassenärztliche Dienst zur Verfügung, das heißt, die Eltern sollten ihr Kind bei den niedergelassenen Ärzten in der Praxis beziehungsweise an Wochenenden und Feiertagen beim kinderärztlichen Bereitschaftsdienst vorstellen.“ Außerhalb der Sprechzeiten ist der kassenärztliche Notdienst zuständig (siehe Infobox).
„Denn die Notaufnahme der Kinderklinik hat die Hauptaufgabe, schwerstkranke Patienten zur stationären Weiterbehandlung aufzunehmen“, erklärt Chefarzt Frommhold. Dort werden also Kinder untersucht und behandelt, die die Eltern als stationär behandlungspflichtig einschätzen. Zu beachten ist dabei, dass die Kinder nach der Schwere ihrer Erkrankung und nicht nach der Ankunftszeit behandelt werden, was aktuell zu längeren Wartezeiten führen kann.
„Wir beobachten seit einigen Wochen eine übermäßige Inanspruchnahme der Kindernotaufnahme mit Überlastung der Kinderklinik“, schildert Prof. Dr. Frommhold und rät daher allen Eltern, die oben genannten Versorgungspfade einzuhalten.
„Denn kommen Eltern mit ihren kranken Kindern ohne zu überlegen zu jeder Tages- und Nachtzeit in unsere Kinderklinik, sind wir schnell überlastet und nicht mehr in der Lage, alle Patienten angemessen zu behandeln.“ Das gefährde unnötig Menschenleben. Sein Appell an alle Eltern lautet: „Helfen Sie uns auch in dieser schwierigen Zeit unsere kranken Kinder gut zu behandeln!“
Infobox:
Die kinderärztliche Beurteilung und Ersteinschätzung eines Kindes erfolgt