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Echte Notfälle schnell erkennen

Um Patienten in der Notaufnahme noch effektiver nach ihrer Behandlungsdringlichkeit einschätzen und einstufen zu können, wendet die Notfallklinik des Klinikum Memmingen seit Kurzem das sogenannte Manchester-Triage-System an – ein standardisiertes Verfahren, mit dem bedrohliche Notfälle von anderen unterschieden werden können.

„Das System ist ein Gewinn an Sicherheit für alle“, betont Dr. Rupert Grashey, Leitender Arzt der Notfallklinik. „Manchmal kommen 20 Patienten in einer Stunde zu uns. Hier ist es von immenser Bedeutung, die wirklichen Notfälle schnell herausfiltern zu können.“ Denn viele Patienten würden sich mit nicht akuten Problemen an die Klinik wenden – beispielsweise mit Rückenschmerzen, die schon seit Wochen andauern, oder wegen einfacher Infektionskrankheiten.

„Das Triage-System ist ein standardisiertes Verfahren, das die Behandlungsdringlichkeit nach fünf Kategorien festlegt“, erläutert Notfallmediziner Grashey. Jede Stufe hat eine eigene Farbe: Rot, orange, gelb, grün und blau. Rot bedeutet „sofort – keine Zeitverzögerung“, gelb „dringend“ und blau „nicht dringend“. Im blauen Bereich kann es sein, dass der Patient auch mal ein bis zwei Stunden auf einen Arztkontakt wartet, falls die Notaufnahme zu diesem Zeitpunkt sehr überlastet ist.

„Für die Ersteinschätzung werden die Patienten von einer speziell geschulten Pflegekraft untersucht und nach ihrer Dringlichkeit eingestuft“, so Grashey. Dabei ist es nebensächlich, ob die Patienten selbstständig oder mit dem Rettungswagen in die Notfallklinik kommen. „Denn das ist nicht unbedingt aussagekräftig“, weiß Grashey. „Es wird stets der zuerst behandelt, der unsere Hilfe am dringendsten benötigt.“

Mit der Einführung des Manchester-Triage-Systems wurde auch eine neue Computersoftware installiert, die am Bildschirm auf einen Blick alle Patienten zeigt, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Notfallklinik befinden. Klickt man mit der Maus auf den Namen des jeweiligen Patienten, erfährt man wichtige Angaben zu der Person wie Alter, Geschlecht, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz oder Körpertemperatur.

„Das alles kann ich an jedem Arbeitsplatz in der gesamten Notfallklinik sehen“, so Grashey.

Sobald der Patient „triagiert“ ist – was bedeutet, dass er nach seiner Behandlungsdringlichkeit eingestuft wurde – läuft der Countdown: Am Bildschirm neben dem Namen erscheint eine Uhr, die zeigt, wie viel Zeit bis zum ersten Arztkontakt vergehen darf – bei orange, was für „sehr dringend“ steht, sind es maximal zehn Minuten, bei gelb 30 Minuten und bei einem blau markierten Patienten 120 Minuten. Wurde die Zeit bis zum ersten Arztkontakt überschritten, wird das am Computer entsprechend signalisiert.

„Auch das kann bei sehr hohem Patientenzustrom vorkommen“, sagt Grashey. Allerdings bestünde jederzeit die Möglichkeit, eine zweite Einschätzung durch die Triage-Schwester durchzuführen: „So können wir sofort reagieren, falls sich die Beschwerden eines wartenden Patienten verschlechtert haben.“ Später können durch das Computerprogramm Stoßzeiten identifiziert und Dienstpläne demensprechend angepasst werden.

Zudem werden neue Befunde, wie Röntgenbilder, Laborbefunde oder andere diagnostische Maßnahmen sofort in der Graphik dargestellt. „Dadurch können wir Verzögerungen in der Behandlung minimieren, denn durch die weitgehende elektronische Dokumentation müssen wir keine Zeit in die Suche nach Patientenakten, Medikamentenlisten oder Röntgenbildern investieren“, betont Grashey. „Diese Zeit steht dann für die Behandlung zur Verfügung. Das ist ein großer Beitrag zur Patientensicherheit.“

Zur Information:

  • Die Notfallklinik des Klinikum Memmingen ist seit Einführung des Manchester-Triage-Systems Modellklinik des sogenannten „AKTIN-Projekts“. Dieses Projekt will durch den Aufbau eines nationalen Notaufnahmeregisters die Versorgungsforschung in der Akutmedizin in Deutschland verbessern. Es wird dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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