Sie sind etwa KM vom Klinikum entfernt.

Route starten

In lebensbedrohlichen
Notfällen:

112

Rettungsleitstelle von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt

Giftnotruf

089 - 192 40

Notfallberatungen und Informationszentrale bei Vergiftungen.

Ärztlicher Bereitschaftsdienst

116 117

Hausärztliche Hilfe in Notfällen außerhalb der Sprechstundenzeiten.

Kindernotdienst
116 117
Zahnnotdienst
116 117

Notfallklinik

08331 / 70 14060
Notfall
- A A A +

Die Hoffnung gibt ihm Kraft

Oberarzt Dr. Norbert Scheffold (links) und der Äthiopische Gastarzt Dr. Abraha Hailu im Innenhof des Klinikums. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen


Dr. Abraha Hailu aus dem ostafrikanischen Äthiopien steht mit OP-Haube und Bleischürze im Herzkatheterlabor des Klinikums Memmingen und assistiert seinen deutschen Kollegen. Was nach einem alltäglichen Eingriff an einem gewöhnlichen Vormittag aussieht, ist für den äthiopischen Gastarzt doch alles andere als normal. Denn der Alltag in seiner afrikanischen Heimat ist nach zwei Jahren Bürgerkrieg geprägt von Zerstörung, Hunger und Leid.

„Uns fehlen Medikamente, Schutzkleidung, Inventar“, erzählt der 43-jährige Kardiologe. Er arbeitet im Ayder-Krankenhaus in der nordäthiopischen Großstadt Mekelle, rund eine Flugstunde von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt. „Unsere Geräte sind kaputt“, berichtet er weiter und zählt auf: „Keine Röntgenuntersuchung, keine Computertomographie, kein Kernspin.“ Auch das Herzkatheterlabor, das 2015 im Ayder-Hospital feierlich eröffnet wurde und in dem Dr. Norbert Scheffold vom Klinikum Memmingen viele äthiopische Ärzte geschult hat, ist nicht mehr funktionsfähig: „Solche Geräte müssen regelmäßig gewartet werden“, erklärt Oberarzt Scheffold, Mitglied der deutschen Hilfsorganisation Etiopia-Witten e.V. (siehe Infokasten). „Die Gerätesoftware, Akkus und auch die Hydraulik von Operationstischen – das alles ist nach zwei Jahren Krieg kaputt.“
Zwar herrscht seit einigen Monaten ein Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Bürgerkriegstruppen in Nordäthiopien, doch an Normalität ist noch lange nicht zu denken. „Wir haben zwar wieder Strom, Telefon und Internet, doch die Lieferketten sind zerstört und wir kommen nicht an wichtige Medikamente und Materialien“, beklagt der Arzt. Hinzu kommt, dass laut dem 43-Jährigen alle umliegenden Gesundheitseinrichtungen im Krieg zerstört und medizinische Geräte geraubt wurden. „Jetzt kommen Kranke von weither zu uns ins Ayder-Hospital und wir können sie nicht angemessen versorgen.“
Der Bürgerkrieg in seiner Heimat gilt als einer der brutalsten und tödlichsten Konflikte weltweit. Berichten zufolge hat er bislang eine halbe Millionen Tote gefordert. Während des Krieges war die umkämpfte Provinz Tigray, in der Dr. Abraha Hailu lebt, lange Zeit von der Außenwelt abgeschnitten: Keine Elektrizität, kein Mobilfunknetz, kein Treibstoff. Viele starben den Hungertod. Zudem wurden Massenvergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt. Dr. Abraha Hailu erzählt von geflüchteten, verwundeten und schwer traumatisierten Mädchen und Frauen im Ayder-Krankenhaus, von unterernährten Kindern. Auch die Ärzte und Krankenschwestern seien zum Teil vor Hunger kollabiert. Zwei Jahre lang hat er für seine aufreibende und aufopfernde Arbeit kein Gehalt bekommen.
In Memmingen versucht der zweifache Familienvater nun, seine kardiologischen Grundkenntnisse aufzufrischen. „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich genieße die Ruhe. Hier kann ich angstfrei arbeiten.“ Dr. Abraha Hailu hofft, dass dies irgendwann auch in seiner äthiopischen Heimat wieder möglich sein wird. „Hope (engl. Hoffnung)“, sagt er. Die Hoffnung gebe ihm Kraft und treibe ihn an.



Der Äthiopische Gastarzt Dr. Abraha Hailu (links) assistiert dem Kardiologen Christian Neumann bei einer Herzkatheteruntersuchung im Klinikum Memmingen. Foto: Klinikum Memmingen

 

Etiopia-Witten e.V.
Etiopia-Witten ist ein von Ärzten gegründeter, gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, in Äthiopien Entwicklungshilfe zu leisten. Der Verein hat seinen Schwerpunkt in der Stadt Witten. Zahlreiche Mitglieder und Unterstützer kommen aus allen Teilen Deutschlands. Der Tätigkeitsschwerpunkt ist die Stadt Mekelle, die Hauptstadt der äthiopischen Nordprovinz Tigray, mit dem Universitätskrankenhaus Ayder-Hospital.

Zurück