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Damit alte Menschen länger mobil bleiben

Die Leiterin der Altersmedizin, Frauke Bikker (rechts), und Unfallchirurgie-Chefarzt Prof. Dr. Christian Schinkel (Zweiter von rechts) betreuen gemeinsam verunfallte ältere Menschen, um sie schnell wieder in die Eigenständigkeit entlassen zu können. Diese Zusammenarbeit wird jetzt mit der Eröffnung der Abteilung für Alterstraumatologie noch intensiviert. Foto: Ralph Koch

 

Nicht selten passiert es, dass ein alter Patient, der zuvor noch eigenständig zu Hause gelebt hat, nach einem Sturz oder Knochenbruch seine Mobilität und Selbstständigkeit verliert und in ein Pflegeheim muss. Um solche Schicksale so gut es geht zu vermeiden, wurde am Klinikum Memmingen jetzt eine Abteilung für Alterstraumatologie eingerichtet, in der sich Unfallchirurgen und Internisten gemeinsam intensiv um alte Menschen kümmern.

Nicht selten ist es ein Unfall in den eigenen vier Wänden, der alte Menschen zu einem Krankenhausaufenthalt zwingt: Der Sturz über den Teppichläufer oder ein Elektrokabel beispielsweise mit der Folge, dass sich der Verunfallte den Oberschenkel, das Becken oder einen Wirbel bricht.

Muss der Bruch operativ versorgt werden, ist es bei einem älteren Patienten viel wichtiger als bei einem jungen, dass er schnell wieder auf die Beine kommt.

„Wir operieren so, dass der Patient nach dem chirurgischen Eingriff das operierte Bein sofort wieder voll belasten kann“, betont der Chefarzt der Unfallchirurgie, Prof. Dr. Christian Schinkel. „Denn Sie können einen älteren Menschen ja nicht wochenlang auf einem Bein hüpfen lassen – etwas überspitzt gesagt.“ Und die Fachärztin für Altersmedizin am Klinikum Memmingen, Frauke Bikker, ergänzt: „Bei einem alten Menschen reichen zum Teil schon zwei Wochen Bettlägerigkeit aus, und der Zug der Mobilität ist abgefahren.“ Das liegt laut Bikker unter anderem an der „sowieso schon geringen Muskelmasse älterer Menschen, die dann noch mehr schwindet.“

Außerdem bringen die Patienten neben dem akuten Knochenbruch meist viele chronische Vorerkrankungen mit, die bei der Behandlung im Krankenhaus berücksichtigt und mitversorgt werden müssen – wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Demenz oder Altersdepression.

„Die Medikamentenliste unserer Patienten ist meist extrem lang, oft schlucken sie über zehn Tabletten täglich, die ja alle ihre Nebenwirkungen haben“, erzählt Bikker. „Und von uns kriegen sie dann auch noch Schmerzmittel und womöglich Antibiotika dazu“, ergänzt Schinkel. Das kann zur Folge haben, dass es den Patienten bei der Vielzahl an Wirkungen und Nebenwirkungen nicht mehr so gut geht. Dann versucht Fachärztin Bikker, das eine oder andere Medikament zum Wohle des Patienten zu streichen.

Um in Zukunft diese Patientengruppe noch intensiver im Team betreuen zu können, hat das Klinikum Memmingen jetzt eine Abteilung für Alterstraumatologie eingerichtet. Zunächst sechs Betten stehen für die multimorbiden Patienten im vierten Stock des Klinikums zur Verfügung.

„So wollen wir der komplexen und vielschichtigen Behandlung von alten Menschen Rechnung tragen“, betont Schinkel. Neben Ärzten verschiedener Fachrichtungen sind auch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychiater und speziell geschulte Pflegekräfte mit an Bord.

„Die Behandlungsergebnisse, so zeigen große Studien, werden durch solch ein Team an Therapeuten signifikant verbessert“, weiß Schinkel.

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