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Hausärztliche Hilfe in Notfällen außerhalb der Sprechstundenzeiten.
Um im Erstickungsnotfall gut gerüstet zu sein, wurden beim Symposium verschiedene Beatmungstechniken angeleitet. Von links im Uhrzeigersinn: Die Workshop-Leiter Dr. Ralf Pallacks und Dr. Christian Weidmann sowie Gerhard Sollich vom Notfallgäu-Team. Foto: Eva Maria Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen
Schwerwiegende Erstickungsanfälle, hochgradige Verbrennungen und lebensbedrohliche Unterkühlungen – Diese anspruchsvollen Themenfelder beschäftigten beim neunten Notfallsymposium „Notfallgäu“ knapp 400 Teilnehmer aus Kliniken, Praxen und Rettungsdiensten, die auf Einladung des Klinikums Memmingen in die Memminger Stadthalle gekommen waren. Dabei wurde ein besonderes Augenmerkt auf Kindernotfälle gesetzt.
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Deswegen unterscheidet sich das Vorgehen bei Kindernotfällen deutlich von den Einsätzen mit erwachsenen Unfallopfern“, betonte Dr. Rupert Grashey, Chefarzt der Stabsstelle für Katastrophen- und Notfallmedizin am Klinikum Memmingen und Hauptorganisator des Symposiums. Weil bei Kindernotfällen allerdings oft die Routine fehle und die Nervosität bei den Rettern dementsprechend hoch sei, hat der Notfallmediziner Grashey unter dem Stichwort „Kleine Herausforderungen“ verschiedene Kindernotfall-Szenarien ganz oben auf die Tagesordnung des zweitägigen Symposiums gesetzt.
„Erdnüsse, Münzen, Knöpfe oder kleine Legoteile – Im Erstickungsnotfall haben wir bei unseren kleinen Patienten leider nur sehr wenig Zeit“, betonte der Leiter der Neonatologie am Klinikum Memmingen, Dr. Ralf Pallacks. Im ausgebuchten Atemwegsmanagement-Workshop hielt der Kinderintensivmediziner ein Weizenglas gegen ein kleines Schnapsgläschen und verglich so die viel größere Sauerstoffreserve eines Erwachsenen mit der eines Kindes. Allerdings sei das Legen eines Beatmungsschlauches bei kleinen Patienten gar nicht so einfach: „Der Hals ist kürzer, der Kehldeckel größer, alles ist viel enger und schwillt auch schneller an“, beschrieb Grashey die Schwierigkeiten.
Gelangt ein verschluckter Fremdkörper dagegen in den Magen statt in die Luftröhre, werde er in der Regel auf natürlichem Wege wieder ausgeschieden. Allerdings warnte Pallacks vor spitzen und kantigen Gegenständen, weswegen er und seine Kollegen bei Magenspiegelungen neben Stecknadeln und abgebrochenen Zahnspangenteilen auch schon die Fahrertür eines Matchboxautos aus einem Kinderkörper geholt haben. Eine unterschätzte Gefahr gehe auch von verschluckten Knopfbatterien aus, bei denen es durch Kontakt mit den feuchten Schleimhäuten zu einem Stromfluss komme, der die Speiseröhre zum Teil dauerhaft schädige, so Oberarzt Pallacks: „Hier können ausgeprägte und lebensbedrohliche Verätzungen der Schleimhäute die Folge sein.“
Dass in der Notfallrettung nicht nur Opfer, sondern auch Helfer in lebensbedrohliche Situationen kommen können, beschrieb Dr. Martin Fiedermutz, Ärztlicher Direktor der Kliniken Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf eindrücklich am Beispiel der versuchten Bergrettung zweier Wanderer. Der dramatische Rettungseinsatz bei Oberstdorf im Februar dieses Jahres musste aufgrund starken Schneefalls und heftiger Windböen unterbrochen werden, als sich schon ein Bergwachtmitglied bei den festsitzenden Wanderern befand. Nicht klar war, ob und wie der Retter aus dieser lebensbedrohliche Situation herauskommt. Er musste später mit Unterkühlungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Die beiden Bergsteiger überlebten das Unglück nicht.
Unter dem Schlagwort „Brandgefährlich“ veranschaulichten Experten aus Würzburg, Murnau und München verschiedenen Therapiemethoden bei Opfern von Verbrennungen und Vergiftungen, beispielsweise durch Kohlenstoffmonoxid.
„Dieses geruchlose Atemgift löste ja erst vor wenigen Monaten in der Memminger Eissporthalle einen Großeinsatz aus und führte innerhalb kürzester Zeit zu einer Masse an Patienten im Memminger Klinikum“, blickte Grashey zurück. Damit solche, nicht alltäglichen Einsätze reibungslos ablaufen, sei regelmäßiges Üben und der Austausch der in der Notfallrettung tätigen Berufsgruppen wichtig. Genau dies möchte Organisator Grashey mit seinem Symposium erreichen, das nach zweijähriger Corona-Zwangspause heuer zum neunten Mal stattfand und zu einem Besucherrekord mit knapp 400 Teilnehmern führte.
Dr. Rupert Grashey, der Hauptorganisator des Notfallsymposiums und Chefarzt der Stabsstelle für Katastrophen- und Notfallmedizin am Klinikum Memmingen. Archivfoto