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Die Memminger Zeitung traf sich im Rahmen ihrer Reihe „Auf einen Kaffee“ mit Professor Dr. Rainer Burghard. Schnell wird deutlich: der ehemalige Chefarzt der Memminger Kinderklinik ist seinem Fachgebiet noch immer eng verbunden und denkt nicht daran, den Ruhestand ohne Arbeit und Struktur zu verbringen. Burghard ist leidenschaftlicher Kinderarzt, sprüht vor Energie und hat meist gleichzeitig mehrere Projekte im Blick.
Bei strahlendem Sonnenschein treffen wir uns im Garten des „Café Mittendrin“ und ergründen zunächst seine Leidenschaft für die Kinder- und Jugendmedizin. „Ich wollte schon als Teenager Arzt werden und mich hauptsächlich um Kinder und Jugendliche kümmern“ sagt der gebürtige Osnabrücker und begründet dies mit einer besonderen Affinität zu Kindern. Sein Berufswunsch und die Fachrichtung „Pädiatrie“ habe sich während des Medizinstudiums verfestigt. Erstaunlich schnell wurde Burghard nach Stationen als Assistenzarzt zum Oberarzt der Kinderklinik der Universität Marburg berufen. 1989 wechselte er als neuer Chefarzt zur Memminger Kinderklinik, deren guter Ruf bis heute weit über die Stadtgrenzen hinausgeht. „Kindermedizin ist ein spannendes und komplexes Fachgebiet mit spezifischen Herausforderungen“ erläutert Prof. Burghard, da neben den kleinen Patienten auch die Eltern Teil des Genesungsprozesses seien. In seinen 12 Memminger Jahren als Chefarzt erwarb Burghard zahlreiche Zusatzqualifikationen in der pädiatrischen Intensivmedizin, der Kindernephrologie und der Kinder-Rheumatologie. Zudem erhielt er eine Professur an der Uni Marburg. 2001 wurde er schließlich zum Chefarzt und Ärztlichen Direktor der DRK–Kinderklinik Siegen berufen und trat 2014 nach einem arbeitsreichen und erfüllten Berufsleben in den Ruhestand.
Wer Prof. Burghard kennt, ahnte bereits, dass er sich nicht aufs Altenteil zurückziehen wird. „Wenn ich mehrere Monate zu Hause bin, gehe ich bald meiner Frau auf die Nerven“, sagt der umtriebige und humorvolle Mediziner. Als besonders reizvolle und wie auf ihn zugeschnittene Aufgabe erwies sich schon bald ein Projekt des Rotary Clubs. Der Verein „German Rotary Volunteer Doctors“ hat sich zur Aufgabe gemacht, Kliniken in Ghana und Nepal dauerhaft finanziell und personell zu unterstützen. Professor Burghard entschied sich für eine Kinderklinik im afrikanischen Techiman in Ghana. Vor acht Jahren reiste Burghard erstmals nach Ghana zum „Holy Family Hospital“. Bei jährlich 6000 Geburten herrschten dort katastrophale hygienische Verhältnisse und unzureichende medizinische Behandlungsmöglichkeiten mit der Folge einer hohen Neugeborenensterblichkeit. Es ist das Ziel, dies im Laufe mehrerer Jahre nachhaltig zu ändern. Professor Burghard und weitere Kinderärzte, begleitet von einer Krankenschwester oder einem Pfleger, unterstützten in den Folgejahren regelmäßig personell die dortige Klinik, verbesserten die Hygiene, qualifizierten das medizinische Personal und sorgten über Spenden für eine bessere Geräteausstattung..
Der bei seinen früheren Mitarbeitern sehr beliebte Chefarzt hat die 12-jährige Arbeit in der Memminger Kinderklinik noch in bester Erinnerung. Über den Verein der „Freunde und Förderer des Klinikums Memmingen“ hält er nach wie vor engen Kontakt zu den heutigen Entscheidungsträgern. Burghard ist Vorsitzender des Fördervereins, der sich primär um das Wohlbefinden der Patienten und von Angehörigen kümmert. So wurden in der Vergangenheit ein Balkon für die Palliativstation, die kindgerechte Ausstattung der Kinderklinik samt Elternzimmer, tiergestützte Therapien oder Trainingshilfen für gehbehinderte Kinder und Jugendliche über Spenden finanziert. Der Förderverein ist dem 75-jährigen Mediziner ein Herzensanliegen. „Das Memminger Klinikum mit all seinen klinischen Abteilungen kann ein wirkliches Spitzenangebot der medizinischen Versorgung sicherstellen und muss in vielen Bereichen den Vergleich mit universitären Einrichtungen nicht scheuen“ sagt Burghard.
Bei Vakanzen hat er in den letzten Jahren wiederholt interimsweise Kinderkliniken in der Region als Chefarzt geleitet. Um nicht zur Gartenarbeit abkommandiert zu werden, übernehme er demnächst für einige Monate eine Kinderklinik in Nordrhein-Westfalen, sagt der Professor augenzwinkernd und verabschiedet sich.
Text: Werner Mutzel
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Memminger Zeitung.