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Typisch für krankhafte Arthrose ist der sogenannte Anlaufschmerz: „Morgens, nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen“, beschreibt der Memminger Chefarzt Professor Dr. Christian Schinkel, der jetzt bei einer Informationsveranstaltung im Klinikum Memmingen über konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten bei Gelenkverschleiß an Hüfte und Knie sprach.
„Arthrose ist eine Volkskrankheit“, schildert Chefarzt Schinkel. Neun Prozent aller Erwachsenen hätten Beschwerden im Hüftgelenk, rund sechs Prozent im Knie.
„Allerdings hat nicht jeder mit Arthrose automatisch Schmerzen“, betont der Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. Es gebe Gelenke, die auf dem Röntgenbild eindeutige Schäden aufweisen: „Dennoch ist der Patient beschwerdefrei.“ Umgekehrt könne es aber sein, dass ein Gelenk im bildgebenden Verfahren fast gesund wirke: „Und doch leidet der Patient unter enormen Schmerzen, verbunden mit Bewegungseinschränkungen.“
Krankengymnastik und Akupunktur haben laut Schinkel positive Effekte auf den Schmerz. „Allerdings können sie die Arthrose nicht heilen.“ Vor der dauerhaften Einnahme von Schmerzmitteln bei krankhaftem Gelenkverschleiß warnt der Professor: „Zu starke Nebenwirkungen.“ Auch ein Entzündungshemmer wie Kortison schädige langfristig den Knorpel: „Nach Abklingen der Wirkung geht es den Patienten oft noch schlechter als zuvor.“
Auch die Behandlung mit Hyaluronsäure, einem Bestandteil des gesunden Knorpels, sieht der Chefarzt kritisch: „Es gibt viele Untersuchungen dazu, aber nur wenige, die positive Effekte zeigen.“ Außerdem sei eine Therapie sehr teuer. Auch eine Gelenkspiegelung habe bei Arthrose keinen langfristigen Erfolg: „Deswegen wird eine Spiegelung von den Krankenkassen nicht mehr bezahlt.“
Verlangsamen könne man den Gelenkverschleiß durch ausreichende Bewegung. „Allerdings sollte man die Gelenke nicht überlasten.“ Auch eine Vermeidung von Übergewicht wirke sich positiv aus.
Ist die Arthrose allerdings schon zu weit vorangeschritten, hilft laut dem Unfallchirurg meist nur noch ein neues Gelenk.
„Dabei entscheiden Sie selbst, wann der richtige Zeitpunkt für eine Prothese gekommen ist. Kein Arzt sollte Sie dazu zwingen.“ Schinkel ermuntert die Zuhörer, die so zahlreich ins Klinikum gekommen waren, dass zusätzliche Stühle herangeschafft werden mussten, sich immer eine unabhängige Zweitmeinung einzuholen: „In unserer Sprechstunde müssen Sie unterschreiben, dass wir Sie darauf hingewiesen haben.“
Ein Hüftimplantat hält laut dem Chefarzt mindestens 15 Jahre. „Schätzungsweise aber viel länger. Allerdings gibt es dazu noch keine wissenschaftlichen Langzeitergebnisse.“ Nachgewiesen werden konnte aber bereits, dass über 98 Prozent der eingebauten Hüftgelenke am Zertifizierten Endoprothetikzentrums des Klinikums Memmingen nach zehn Jahren immer noch gute bis exzellente Ergebnisse vorweisen.
„In einem zertifizierten Zentrum sind alle Abläufe standardisiert“, erklärt Schinkel. „Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler auftreten, gering.“
Außerdem dürfen in einem zertifizierten Zentrum nur die erfahrensten Chirurgen operieren: „Es muss immer ein Operateur am OP-Tisch stehen, der schon mindestens 100 Eingriffe dieser Art durchgeführt hat.“ Dabei gehören laut Schinkel aber auch Ärzte anderer Fachrichtungen sowie Krankenpfleger, Physiotherapeuten und Reha-Manager zum Erfolg eines Zentrums.
„Wir lassen jedes Jahr vor unabhängigen Auditoren die Hosen runter und werden dabei auf Herz und Nieren geprüft. Denn ein Zertifikat hat nur eine begrenzte Gültigkeitsdauer und muss immer neu verdient werden.“
Am Klinikum Memmingen werden laut dem Orthopäden ausschließlich Hüftprothesen implantiert, für die es eine über 30-jährige klinische Erfahrung gibt. „Der Mercedes unter den Implantaten.“ Eine Keramik-Keramik-Gleitpaarung verhindert dabei einen zu starken Abrieb und ist auch für Metallallergiker geeignet. Die Prothese wird ohne Zement im Knochen verankert: „Warum einen Klebstoff verwenden, wenn man ihn nicht zwingend braucht“, sagt Schinkel dazu.
„Schon am ersten Tag nach der Operation können Sie das neue Gelenk voll belasten“, erklärt die Qualitätsmanagementbeauftragte am Endoprothetikzentrum, Susanne Heinle-Marks. „Es ist auch wichtig, dass Sie aufstehen, um den Kreislauf in Gang zu bringen und einer Thrombose vorzubeugen.“ Schon am Tag nach der Operation wird das operierte Bein beübt, wie die leitende Physiotherapeutin Heidemarie Geier den knapp 200 Interessierten beim Informationsabend erklärt: „Sie werden sich wundern, wie schnell Sie wieder Treppensteigen können.“
Nach acht bis 12 Tagen können die meisten Patienten entlassen werden und bei einer Reha „verloren gegangene Funktionen wieder erlangen“, wie Reha-Managerin Heidi Förster beschreibt, die für die Patienten eine Anschlussheilbehandlung organisiert.